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Gesellschaft zur Förderung von Museen in Äthiopien e.V.
Society for the Promotion of Museums in Ethiopia
 

Während unseres Äthiopien-Aufenthalts im Februar 2013 reisten wir für neun Tage in den Norden, wobei wir drei Tage für Mekelle und Wukro reservierten. Den ersten Tag verbrachten wir in Mekelle, wo wir in der Rolle als erfahrene Museumskuratoren die Gelegenheit hatten, den Palast von Kaiser Yohannes IV zu besichtigen. Dieser Besuch wurde uns durch Frau Meaza Heskias, der Direktorin des zukünftigen National Palace Museum in Addis Ababa vermittelt. Kaiser Haile Selassie liess den National Palace (auch Jubilee Palace genannt) erbauen, in der ab 1961 bis zu seiner Entmachtung 1974 residierte.


Der 100 Jahre ältere Palast von Kaiser Yohannes in Mekelle wird mit einem grossen finanziellen Aufwand vollständig renoviert, wobei vor allem sämtliche Holzteile – Türen, Tür- und Fensterrahmen, Böden und Decken – unter Supervision eines italienischen Fachmannes für Holzrestaurierung sorgfältig restauriert werden. Nach rund zweijähriger Renovationsarbeit soll er im Herbst als Palast-Museum für das Publikum geöffnet werden. BesucherInnen des kommenden Museums in Wukro haben also dann auch die Möglichkeit, diesen Palast mit seiner eindrücklichen Sammlung – u.a. Kleider von Adligen, Ikonen, Prozessionskreuze, der Thronsessel und andere Möbelstücke – zu besichtigen.


Die nächsten zwei Tage verbrachten wir zusammen mit Hailay Teklay, dem so sympathischen, hilfsbereiten und auch gut informierten Mitarbeiter des Ministeriums für Kultur und Tourismus von Tigrai. Als erstes fuhren wir zur Ausgrabungsstätte des Tempels Meqaber Ga’ewa bei Wukro. Das grosse Schutzdach hat uns an dasjenige über dem Palast von König Nestor auf dem Peloponnes erinnert. Die Ausgrabung ist sehr eindrücklich, und wir hoffen natürlich auf gut gestaltete Informationstafeln, wie sie inzwischen ja weltweit üblich geworden sind. Wir finden es auch eine gute Lösung, Kopien der ausgegrabenen Objekte auf dem Ausgrabungsgelände zu platzieren und die Originale im geschützten Rahmen des Museums zu präsentieren. Wir haben uns dann auch noch den Ausgrabungshügel des Tempels Ziban Adi besichtigt und die Tempel-Bausteine, die Jahrhunderte später in die Mauer der benachbarten Kirche Abuna Gerima eingefügt wurden.


Dann fuhren wir nach Wukro zum Gelände des zukünftigen Museums. Das ganze Gelände ist von einer Mauer umgeben, aber gegenwärtig ragt vor allem das alte Gebäude mit dem Elektro-Generator ins Blickfeld des Besuchers. Voller Stolz zeigte uns Hailay Teklay die nächste Etappe des Projektes, nämlich die Bepflanzung entlang der Umfassungsmauer, die sich in unterschiedlichem Wachstumsstadium befindet. Ein ehemaliger Öltank wird nun in einen Wassertank zur Bewässerung in trockenen Jahreszeiten umfunktioniert. Wir fanden den Generator noch im verstaubten Zustand, aber wie wir vernahmen, wird er gegenwärtig gereinigt. Hailay erklärte uns mit Begeisterung die Pläne, auf dem Gelände ein eigentliches Kulturzentrum einzurichten, also nicht nur ein Museum für die archäologischen Funde zu bauen, sondern auch diverse Attraktionen – von traditioneller Handwerkskunst bis zur Kaffee-Zeremonie – für Jung und Alt, für Schulklassen und ausländische BesucherInnen anzubieten. Wir denken, dass dieses Kulturzentrum vor allem für die einheimische Bevölkerung ein wichtiger Beitrag zur kulturellen Identität bieten kann.

Der Abschluss des Tages bildet der Besuch der Felsen-Kirche Wukro Cherkos. Am folgenden Tag konnten wir mit Hailay zwei Felsen-Kirchen besichtigen, die weit abgelegen und nur mit einem Allrad-Auto zu erreichen sind, doch die Kirchen Abreha wa Atsbeha und Selassie Degum sind neben der fantastischen Landschaft die mühsame Reise wert.


  1. 2.April 2013, Elisabeth Biasio und Peter Gerber


» Impressionen dieser Reise in unserer  Fotogalerie

Reisebericht von Elisabeth Biasio und Peter Gerber - Februar 2013

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